Ehe
das Kind lesen und schreiben kann, hat es gelernt, einen Reim auswendig
aufzusagen.
Die
Eltern und die Erzieher im Kindergarten können die Kinder mit einfachen Versen
und Reimen trösten, aufmuntern, ablenken, sie können mittels Reimen unliebsame
Tätigkeiten überbrücken (Waschen, Anziehen), mit den Kindern scherzen, sie
zum Lachen bringen. Immer und immer wieder wird auf Wunsch des Kindes derselbe
Text gesprochen, und so lernt das Kind ganz unmerklich mit.
Reime
und Verse für die ersten Kinderjahre
Ein
Knopf, ein Knopf,
ein Hosenknopf,
und jeder Knopf der knallt.
Das
dem Kind oft lästige Zuknöpfen der Kleidung wird durch dieses Sprüchen
lustiger. Bei jedem „Kn“-Laut schnalzt die Mutter mit der Zunge.
Guten
Morgen, Lisebeth,
sag mir, wo dein Bettle steht
Hinterm Ofen, an der Wand,
wo das lumpig Röckle hangt.
Böckle,
Böckle, Diezbock, d`Mutter hat
d`r Schnitz kocht
Hat halber gesse
wart, i will de fresse!
Im
Takt stoßen Mutter und Kind mit der Stirn leicht aneinander. Bei „wart...“
beißt die Mutter spielerisch in das Bäckchen des Kindes.
Da
Bäck
hast an Weck,
schieb ihn rein,
back ihn fein,
lass ihn nicht verbrennen,
dass wir`s essen können!
Schmied,
Schmied, Schmied, nimm dein Hämmerlein mit!
Wenn du musst ein Pferd beschlagen, musst
dein Hämmerlein bei dir tragen.
Schmied, Schmied, Schmied, nimm dein Hämmerlein mit!
Reben
trägt der Weinstock,
Hörner
hat der Ziegenbock;
der Ziegenbock hat Hörner,
im Walde wachsen Dörner.
Dörner wachsen im Wald,
im Winter ist es kalt;
kalt ist`s im Winter,
in der Stube sind die Kinder.
Und wenn das Kind gegessen hat, so ist es satt.
Sonne,
Sonne, scheine
Kindchen ist das meine,
Kindchen sieben Ellen misst,
seht mal an, wie groß es ist.
Das
Hähnchen, das
Hühnchen, das
Heupferd, das
Bienchen, das
Kätzchen, das
Spätzchen, das
Hündchen, und unser Kindchen, die
sitzen alle zusammen im
Sonnenschein was sollen sie da nicht zufrieden
sein?
Spannenlanger
Hansel,
nudeldicke Dirn,
gehn
wir in den Garten
und schütteln wir die Birn!
Schüttel ich die großen,
schüttelst du die klein`,
wenn das Säckchen voll ist,
gehn wir wieder heim.
Ilse
Bilse,
keiner will se.
Kam ein Koch,
nahm sie doch.
Alle
Katzen sind noch blind,
wenn sie erst ein Tag alt sind.
Im
Höfle, im Eckele,
da liegt ein klein`s Bröckele
vom Fritzl seim Weckele
Da kam ein kleines Göckele
und fraß das kleine Bröckele
vom Fritzl seim Weckele
im Höfle im Eckele.
Neckverse
Annele,
Bannele, geht in `n Laden,
möchte gern `n roten Faden.
Roten Faden gibt es nicht,
Annele, Bannele ärgert sich.
Gretel
Pastetel,
was machen die Gäns`?
Sie sitzen im Wasser
und waschen die Schwänz`.
Margritchen,
Margritchen.
Dein Hemdchen guckt für,
zieh`s naufi, zieh`s naufi,
so tanz` ich mit dir!
Mein
lieber Bruder Ärgerlich
hat alles was er will,
und was er hat, das will er nicht,
und was er will, das hat er nicht.
Mein lieber Bruder Ärgerlich
hat alles was er will.
Kommt
eine Maus,
die baut ein Haus,
kommt ein Mückchen,
baut ein Brückchen,
kommt ein Floh,
der macht - so! (kitzeln)
Der
Müller tut malen,
das Rädle geht rum,
mein Kind ist verzürnet,
weiß selbst nicht warum.
Zwiwelewitz
was macht
der Schneider?
Zwiwelewitz was macht der Bock?
Zwiwelewitz er hängt am Galgen -
Zwiwelewitz er zappelt noch.
Reime
für die Größeren
Die
aus der Fülle der alten Kinderreime
ausgesuchten
Verse sind altes Sprachgut der Kinder, das von Generation zu Generation mündlich
überliefert wurde. Von daher ist auch zu verstehen, dass die Texte immer wieder
kleine Veränderungen erfuhren.
Kinder
liebten solche Reime, weil sie meist in scherzhaft spöttischem Ton gesprochen
werden oder einen ulkigen Unfug beinhalten.
Storch,
Storch
Storch,
Storch, Schnibel, Schnabel,
mit der langen Heuegabel,
soll ich dich in Himmel tragen?
Nein, du lässt mich fallen;
henk` ich dich an Galgen.
zieh` dir alle Beiner aus,
mache mir ein Pfeifle draus,
pfeife alle Morgen,
kommen alle Storchen;
geh ich in den Beckenhaus,
hol` einen Arm voll Wecken raus,
mir einen, dir einen,
nur den bösen Buben keinen!
Der
Kuckuck
Der
Kuckuck ist a rechter Ma,
der zwölf Weiber halte ka,
de erst fegt Stuba aus,
de zweit` trägt de Kutter naus,
de dritt` schafft`s Holz ins Haus,
de viert` macht a Feuerle draus,
de fünft` holt en kühle Wie`,
de sechst` schenkt en tapfer ei`,
de siebent` stellt en uf de Tisch,
de acht` backt frische Fisch,
de neunt` macht's Bettle weiß,
de zehnt` schafft mit allem Fleiß,
de elft` macht's Bettle warm,
de zwölft` schläft in Kuckucks Arm.
Der
Schneider und die Geis
Der
Schneider und die Geis,
die machen eine Reis`,
Da will der Schneider reiten,
da wills die Geis nicht leiden,
da nimmt der Schneider
ein` Kieselstein
und wirft der Geis eine Rippe ein;
die Hättel schreit: mäh mäh!
Gelt, es ist dir recht geschehen.
Sechs
mal sechs
Sechs
mal sechs ist sechsunddreißig
und der Mann ist noch so fleißig,
und das Weib ist noch so faul
wie ein alter Sattelgaul.
Liebes
Annelies
Ei
du liebes Annelies
geh mit in die Haselnüß`,
Haselnüß` sind noch nicht zeitig;
geh mit in das Besenreisig;
Besenreisig ist noch nicht dörr;
geh mit in die Heidelbeer`,
Heidelbeer sind noch nicht blau;,
geh mit in das Haberstroh,
Haberstroh ist noch nicht weiß;
geh mit in das Paradeis;
Paradeis ist noch nicht auf;
geh mit in den Himmel `nauf.
Meine
Mu
Meine
Mu, meine Mu,
meine Mutter schickt mich her,
ob der Ku, ob der Ku,
ob der Kuchen fertig wär`,
käm` ich mo, käm` ich mo,
käm` ich morgen wieder her.
Eins
zwei drei
Eins
zwei drei,
alt ist nicht neu
neu ist nicht alt,
warm ist nicht kalt,
kalt ist nicht warm,
reich ist nicht arm,
arm ist nicht reich,
ungrad ist nicht gleich,
gleich ist nicht ungrad,
ein Wagen ist kein Pflugrad,
Pflug ist kein Wagen,
singen nicht sagen,
sagen ist nicht singen,
tanzen ist nicht springen,
springen ist nicht tanzen,
Flöh` sind keine Wanzen,
Wanzen sind keine Flöh`;
EIN Hirsch ist kein Reh,
Reh ist kein Hirsch,
faul ist nicht frisch,
frisch ist nicht faul,
ein Ochs ist kein Gaul,
ein Gaul ist kein Ochs,
ein Has` ist kein Fuchs,
ein Fuchs ist kein Has`,
die Zung ist keine Nas`,
Nas` ist keine Zunge,
Leber ist keine Lunge,
Lung` ist keine Leber,
der Schmied ist kein Weber,
ein Weber ist kein Schneider,
ein Bauer ist kein Schreiber,
ein Schreiber ist kein Bauer,
süß ist nicht sauer,
sauer ist nicht süß,
die Händ` sind keine Füß`,
die Füß` sind keine Händ`,
Brust hat kein Ent`,
Ent` hat keine Brust
Hunger ist kein Durst,
Durst ist kein Hunger,
ein Alter ist kein Junger,
ein Junger ist keiner Alter,
die Bibel, die hat Psalter,
Psalter ist kein Testament,
also hat das Lied ein End.
Der
Bauer schickt den Jockel aus
Der
Bauer schickt den Jockel aus,
er
soll den Haber schneiden.
Der
Jockel schneidet den Haber nicht
und
kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt den Pudel aus,
er
soll den Jockel beißen.
Der
Pudel beißt den Jockel nicht.
Der
Jockel schneidet den Haber nicht
und
kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt den Prügel aus,
er
soll den Pudel prügeln.
Der
Prügel schlägt den Pudel nicht,
der
Pudel beißt den Jockel nicht,
der
Jockel schneidet den Haber nicht
und
kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt das Feuer aus,
es
soll den Prügel brennen.
Das
Feuer brennt den Prügel nicht,
der
Prügel schlägt den Pudel nicht,
der
Jockel schneidet den Haber nicht und kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt das Wasser aus,
es
soll das Feuer löschen.
Das
Wasser löscht das Feuer nicht,
das
Feuer brennt den Prügel nicht,
der
Prügel schlägt den Pudel nicht,
der
Pudel beißt den Jockel nicht,
der
Jockel schneidet den Haber nicht und kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt den Ochsen aus,
er
soll das Wasser saufen.
Der
Ochse säuft das Wasser nicht,
das
Wasser löscht das Feuer nicht,
das
Feuer brennt den Prügel nicht,
der
Prügel schlägt den Pudel nicht,
der
Pudel beißt den Jockel nicht,
der
Jockel schneidet den Haber nicht und
kommt auch nicht nach Haus.
Der
Bauer schickt den Metzger aus,
er
soll den Ochsen schlachten.
Der
Metzger schlachtet den Ochsen.
Der
Ochse säuft das Wasser,
das
Wasser löscht das Feuer,
das
Feuer brennt den Prügel,
der
Prügel schlägt den Pudel,
der
Pudel beißt den Jockel,
der
Jockel schneidet den Haber und
kommt dann auch nach Haus.
Morgen
früh um sechs
Morgen
früh um sechs kommt
die kleine Hex,
morgens
früh um sieben schält
sie gelbe Rüben,
morgens
früh um acht wird
Kaffee gemacht,
morgens
früh um neune geht
sie in die Scheune,
morgens
früh um zehne holt
sie Holz uns Späne,
feuert
an um elfe, hurtig
Kinder, kommt zu Tisch!
Kinder
Predigt
Ein
Huhn und ein Hahn, die
Predigt ist halb.
Eine
Katz` und eine Maus, die
Predigt ist aus.
Geht
alle nach Haus u